(Zuerst erschienen im Newsletter des LJV RLP)

Wenn am 25. Oktober die Sommerzeit endet und der Berufsverkehr in die Dämmerungsstunden verlagert wird, steigt die Gefahr von Wildunfällen. Dunkelheit, Nebel und nasse Straßen sind während Herbst und Winter keine Seltenheit.

(Gensingen, 22. Oktober 2020) Der Landesjagdverband Rheinland-Pfalz e.V. (LJV) empfiehlt Autofahrern in den Wochen nach der Zeitumstellung am 25. Oktober besonders aufmerksam zu sein. Denn die Wildunfallgefahr steigt, wenn der Berufsverkehr durch die Umstellung auf die Winterzeit mit den Gewohnheiten der Wildtiere kollidiert. In den Dämmerungsstunden queren viele Wildtiere bei der Nahrungssuche Straßen, wodurch es zu Verkehrsunfällen kommen kann. Im Herbst ist die Unfallgefahr überdurchschnittlich hoch – besonders zwischen 6.00 und 8.00 Uhr morgens. Hauptsächlich betroffen: Rehe und Wildschweine. Zu diesen Ergebnissen kommt der Deutsche Jagdverband (DJV). Wissenschaftler haben hierfür über 21.600 Datensätze des Tierfund-Katasters (www.tierfund-kataster.de) für den Zeitraum September 2018 bis August 2020 ausgewertet. Straßen durch den Wald und Strecken entlang von Wäldern und unübersichtlichen Feldrändern sind besonders unfallträchtig.

In Rheinland-Pfalz kam es im Jahr 2019 zu 24.838 Wildunfällen. Im Vergleich zu 2018 stieg damit die Zahl von Verkehrsunfällen mit Wildtieren um etwa sechs Prozent. Mehr als 60 Prozent der Wildunfälle ereigneten sich in der Nordhälfte von Rheinland-Pfalz. Im Jagdjahr 2018/2019 fanden rund 10.000 Rehe durch den Straßenverkehr den Tod. Keine andere Wildart kommt so häufig unter die Räder. Ein Hauptgrund für Wildunfälle ist die Zerschneidung von Lebensräumen durch Verkehrswege. Auch deswegen fordert der LJV den Ausbau von Wildtierkorridoren und Querungshilfen.

Wildunfälle sind nicht zu unterschätzen. Autofahrer können mit dem richtigen Verhalten selbst Wildunfälle vermeiden. Die Geschwindigkeit den Gegebenheiten anzupassen, ist die wichtigste Regel. Denn wer mit 80 statt mit 100 Stundenkilometern unterwegs ist, hat bereits einen 25 Meter kürzeren Bremsweg. Bei einem Crash mit einem 80 Kilogramm schweren Wildschwein bei 60 km/h wirkt ein Aufprallgewicht von 3,5 Tonnen auf das Fahrzeug ein. Überquert ein Wildtier die Straße, sollte der Fahrer das Licht abblenden, hupen und bremsen – keinesfalls versuchen auszuweichen, denn die Folgen könnten schwerwiegender sein.

Ist es zum Crash gekommen, gilt es, Ruhe zu bewahren, die Unfallstelle zu sichern und die Polizei zu rufen. Ist das Wildtier noch am Leben, verständigen die Ordnungshüter den zuständigen Jäger, damit dieser das Tier von seinen Leiden erlöst. Keinesfalls darf ein verendetes Tier in das eigene Auto „eingepackt“ werden, denn das wäre Jagdwilderei. Tipps zum richtigen Verhalten nach einem Wildunfall finden interessierte auf der Homepage des LJV.

Um Schwerpunkte für Wildunfälle zu erkennen und die Verkehrssicherheit zu erhöhen, gibt es seit 2016 das bundesweite Tierfund-Kataster. Über App oder Internetseite kann jeder Wildunfälle eintragen. Wissenschaftler werten die gesammelten Daten aus, die Ergebnisse sind wichtig für die Verkehrsplanung. So können Straßen wildtierfreundlicher gestaltet werden, was zu mehr Tierschutz und weniger Personen- und Sachschäden führt.

Weitere Daten und Fakten gibt es im Internet: www.jagdverband.de/wildunfall. Mit der Video-Kampagne „Tiere kennen keine Verkehrsregeln“ informieren DJV und ACV Auto-mobil-Club Verkehr zudem über Wildunfälle: www.wildunfall-vermeiden.de.

Wissenswertes zum Tierfund-Kataster

Der Landesjagdverband Schleswig-Holstein hat das Tierfund-Kataster entwickelt, seit 2016 ist es bundesweit nutzbar. Die App kann kostenlos im App-Store (Android und iOS) heruntergeladen werden. Wie die App funktioniert, erklärt ein Tutorial.

10 Tipps für den Ernstfall 

Wie lässt sich ein Wildunfall verhindern?

• Geschwindigkeit reduzieren entlang unübersichtlicher Wald- und Feldränder.

• Besonders gefährlich: neue Straßen durch Waldgebiete, da Tiere gewohnte Wege nutzen.

• Tier am Straßenrand: Abblenden, Hupen, Bremsen.

• Ein Tier kommt selten allein – Autofahrer sollten stets mit Nachzüglern rechnen.

Was ist nach einem Wildunfall zu tun?

• Unfallstelle sichern: Warnblinkanlage anschalten, Warnweste anziehen, Warn-dreieck aufstellen und Polizei rufen.

• Achtung Infektionsgefahr: tote Tiere mit Handschuhen anfassen.

• Abstand halten zu lebenden Tieren.

• Wild nicht mitnehmen, Wilderei ist strafbar.

• Einem geflüchteten Tier nicht folgen. In der Unfallmeldung die Fluchtrichtung mitteilen. So kann der Jäger das verletze Tier leichter finden.

• Für die Versicherung Wildunfallbescheinigung von Jäger oder Polizei ausstellen lassen.